4. Kippa-Tag in Solingen
24.08.2021
Mit deutlichen Worten eröffnete Oberbürgermeister Tim Kurzbach den vierten Solinger Kippa-Tag.
In einer sehr emotionalen Rede rief er die Solingerinnen und Solinger dazu auf, sich noch beherzter an die Seite von Jüdinnen und Juden
zu stellen.
Der Vorsitzende der Jüdischen Kultusgemeinde Bergisch Land, zu deren rund 2000 Mitgliedern auch zahlreiche Solingerinnen und Solinger jüdischen Glaubens gehören, Leonid Goldberg verwies in seiner Rede darauf, dass im ersten Halbjahr 2021 allein in NRW bereits 200 antisemitisch motivierte Straftaten registriert werden mussten.
Für ihn ist der jährliche Solinger Kippa-Tag ein wichtiges Zeichen der Solidarität. Er findet es hervorragend, dass diese Initiative dafür nicht von der jüdischen Gemeinde ausgeht, sondern vom Oberbürgermeister. Auch wenn Antisemitismus für die Juden ein Problem ist, unter dem sie leiden, ist es eigentlich nicht ihr Problem. Es ist das Problem der Gesellschaft.
Als Vertreterin der christlichen Kirchen sprach Superintendentin Dr. Ilka Werner. "Wir teilen nicht den Glauben, aber die Hoffnung darauf, dass Gott uns bewahrt", erklärte sie in ihrer Ansprache.
Sie verwies darauf, dass jüdische Männer durch ihre Kopfbedeckung ausdrücken, dass immer jemand über einem ist, sie also buchstäblich behütet sind. Angesichts der zahlreichen Herausforderungen dieses Sommers könnten vielleicht sogar Menschen, die den jüdisch-christlichen Glauben an Gott nicht teilen, durch eine Kippa mit der Hoffnung angesteckt werden, „dass es irgendwie doch eine Bewahrung gibt, die über unsere Kräfte hinaus reicht“. Das sei ihr neben dem Zusammenhalt gegen jede Form des Antisemitismus am Kippa-Tag wichtig.
Auch der Vorsitzende des Freundeskreises Solingen-Ness Ziona Bernd Krebs rief die Solingerinnen und Solinger dazu auf, antijüdischen Tendenzen die Stirn zu bieten und starke Solidarität zu üben
Die Klingenstadt zeigte am Dienstag Flagge.
Die israelische Fahne, die in der Nacht vom 12. auf den 13. Mai vor dem Rathaus heruntergeholt und angezündet worden war, flatterte am Kippa-Tag frei im Wind.
Für Leonid Goldberg ein wichtiges Zeichen der Solidarität: "Ich bin stolz, dass meine Heimatstadt so klar Position bezieht - und dankbar, dass es hier regelmäßig den Kippa-Tag gibt."
Er erinnerte daran, dass das jüdische Leben in Deutschland vor 1700 Jahren erstmals in Köln dokumentiert wurde - eben dort, wo jetzt
der Überfall stattfand.
Zum Schluss rief Oberbürgermeister Tim Kurzbach dazu auf, nicht nur einen Gedenktag zu begehen, sondern fürs Miteinander aktiv zu werden,
sich konkret für die jüdischen Mitbürger einzusetzen und bis zum höchsten jüdischen Feiertag Jom Kippur in drei Wochen mindestens ein deutliches Zeichen gegen Antisemitismus zu setzen.
(Fotos und Berichterstattung H.J. Dörpinghaus)