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Syrien

Zeugnisse der Geschwisterlichkeit

10. August, 2012
Im Gespräch mit Mitgliedern der Fokolar-Bewegung aus Syrien. (aus www.focolare.org/de)

Das Leben ist hart für die Syrer: Bombenangriffe, bewaffnete Auseinandersetzungen, Angst, Lebensmittelknappheit, kaum Benzin. Man kann sich zwar frei bewegen, doch stets unter Risiko. Viele christliche Familien fliehen in den Libanon.

Mitglieder der Fokolar-Bewegung schreiben: "Noch im November 2011 hofften wir auf eine friedliche Wende, doch es kam anders. Das Land versank immer mehr in Hass und Gewalt. Für uns, die wir an eine geeinte Welt glauben, ist es sehr schmerzhaft, feststellen zu müssen, dass der politische Wille zu einer diplomatischen, friedlichen Lösung fehlt. Es stimmt nicht, wie arabische und westliche Zeitungen und Satellitensender behaupten, dass es um Freiheit und Pluralismus geht. Es ist ein reiner Machtkampf, der das Land auf allen Ebenen zerstört. Ein Land, in dem bisher viele Religionen friedlich neben- und miteinander gelebt haben. Und doch geht der Same auf, der seit Jahrzehnten in Syrien ausgestreut worden ist: wir erleben ständig die Früchte eines Lebens nach dem (...) Ideal der Geschwisterlichkeit, begründet im Evangelium, die tiefe Gemeinschaft derer, die sich nur von diesen Maximen leiten lassen, überall im Land. Die tragische Situation hat dazu geführt, die Einheit mit Gott zu vertiefen und ausgehend davon die Liebe untereinander zu verstärken".

Dieser Glaube und die Aufmerksamkeit den Nöten des Nächsten - wer auch immer er ist - gegenüber ist der Lebensstil von Großen und Kleinen:

- Die Jugendlichen der Bewegung in Aleppo verteilen kostenlos Lebensmittel, die sie von einer großen Firma bekommen, an bedürftige Familien. Sie haben unter Freunden und Familienangehörigen eine Solidaritätsaktion ins Leben gerufen, die es ihnen ermöglicht, darüber hinaus noch anderen Personen beizustehen. Kinder sammeln Flaschenkorken und verkaufen sie, andere verkaufen Süßigkeiten an Studenten, die sich in einer Pfarrbibliothek auf ihr Examen vorbereiten.

- Die Jugendlichen in Damaskus versuchen durch bestimmte Filmvorführungen eine Kultur des Friedens und der Geschwisterlichkeit zu verbreiten. Als sich die Flüchtlinge im vergangenen Juli in Damaskus in Gärten und Schulen der Stadt niederließen, kümmerten sich die Jugendlichen um ihre Nöte.

- Familien, die alles verloren hatten, erfuhren die Solidarität der Bevölkerung in ihrem Ort: "Sie haben uns alles gebracht, was wir für den Haushalt brauchten", berichten Miriam und Fouad, die seit 4 Monaten kein Gehalt mehr ausbezahlt bekommen, "sogar einen Teppich und einen Fernseher". Aber natürlich hat die angespannte Lage im Land auch zu Angst und Verunsicherung geführt. Man traut den anderen nicht mehr ohne weiteres. Es ist eine echte Herausforderung, mit allen geschwisterliche Beziehungen aufzubauen, ein gegen den Strom Schwimmen.

- Das hat Rima erfahren, die in einem Projekt für Frauen aus dem Irak arbeitet. "Eines Tages kam eine Frau, die sich zu einem unserer Kurse anmelden wollte. Sie war total verschleiert, was Unsicherheit bei den anderen Teilnehmerinnen hervorrufen konnte. Ich erfand eine Ausrede, um sie nicht zuzulassen. Aber dann eine Gewissenserforschung: ich wollte alle Menschen lieben, ohne Ausnahme.". Rima machte sich auf den Weg, um die Frau zu finden und ihr die Zulassung zum Kurs zu bringen.

- Fahed ist Taxifahrer. "Die Arbeit ist hart und kompliziert. Ich stehe immer unter Spannung. Eines Tages fuhr ich einen alten Mann, Muslim. Er wetterte gegen einen Bombenangriff, der seiner Meinung nach gegen eine Moschee gerichtet war. Ich habe ihm zugehört und dann gesagt: Sei nicht traurig, die Häuser Gottes baut Gott selbst. Vier Monate später fuhr ich wieder diesen Kunden, aber er erkannte mich nicht. Während der Fahrt vertraute er mir an, wie sehr ihn bei einer Taxifahrt vor einiger Zeit ein Christ beeindruckt hatte, der ihm, dem Muslim, sagte, Gott selbst würde seine Häuser bauen".

- Youssef ist Gynäkologe. Im Chaos der ersten Auseinandersetzungen hat er sich sofort für die Erste Hilfe zur Verfügung gestellt. Inzwischen hat er eine Gruppe von Ärzten um sich gesammelt, die zusammen mit ihm, jedem helfen, der Hilfe braucht, ungeachtet seiner Religion und Überzeugung. Sie haben viele Wunden, die der Hass geschlagen hat, geheilt.

- Ein junger Lehrer wurde in die Armee eingezogen. Das Gebet, die Einheit mit anderen jungen Menschen, die sein Ideal der weltweiten Geschwisterlichkeit teilen und die Bereitschaft, das eigene Leben Gott anzuvertrauen haben aus ihm einen Soldaten gemacht, der für alle eine Stütze geworden ist, auch für die Eltern jener Soldaten, denen er den Tod ihres Sohnes mitteilen muss.

- Mola ist mit ihren Eltern aus der Stadt in ein Dorf gezogen, um den Unruhen zu entgehen. Seit einigen Monaten ist sie allein in die Stadt zurückgekehrt, um in einem von Ordensfrauen geleiteten Kinderzentrum zu arbeiten, in dem Kinder aller Religionen schulische Unterstützung bekommen und vor allem Lebensfreude zurückbekommen.

- "In meinem Viertel", erzählt Bassel, "wurden gleich in den ersten Tagen der Unruhen Polizisten von bewaffneten Angreifern verwundet oder getötet. Wir haben jeden Abend um 23 Uhr - zu diesem Zeitpunkt begannen die Gefechte - gemeinsam für den Frieden gebetet, immer mehr schlossen sich uns an. Wir sind davon überzeugt, dass die Waffen nicht das letzte Wort haben werden".

Viele Familien haben im Zentrum der Fokolar-Bewegung im Libanon Schutz und ein vorläufiges zu Hause gefunden.

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