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Herten

Demokratie und Stadt
Zwischen Repräsentanz und Partizipation
Internationaler Kongress des Forums Politik und Geschwisterlichkeit
3./4. November 2007 in Loppiano/Florenz

Beitrag der Stadt Herten: Partizipation am Beispiel von Integration
(vorgetragen von Aloys Göcking)

Den Beitrag aus der Stadt Herten möchte ich im Auftrag der Verantwortlichen bringen. Der Bürgermeister, ein Freund des Forums Politik und Geschwisterlichkeit, wäre heute selber gerne hier; doch er ist gebunden, weil die Stadt zu einer Veranstaltung am kommenden Samstag eingeladen hat mit dem Thema: "Hertener Bündnis für Integration".
Herten ist eine Industriestadt am nördlichen Rand des Ruhrgebietes mit ca. 65.000 Einwohnern. Der Anteil der ausländischen Mitbürger beträgt ca. 25 %.

Ausgangslage: Die ausländischen Arbeiter im Berg- und Maschinenbau, die nach dem 2. Weltkrieg gekommen sind, haben ihre Familien nachgeholt. So lebt z.T. die 3. Generation in der Stadt. In den letzten Jahren kam ein hoher Anteil an Zuwanderern hinzu, besonders stark aus den osteuropäischen Ländern und der ehemaligen Sowjet-Union.
Mit dem Rückgang der wirtschaftlichen Entwicklung hat auch Herten zu kämpfen; der Bergbau geht dem Ende entgegen; eine große Firma hat den Standort verlassen. Die Folge ist eine überdurchschnittlich hohe Arbeitslosigkeit von ca. 20%.
Kulturell vollzieht sich ein Wandel, da eine christliche Kirche geschlossen, eine Moschee gebaut wird. Viele Menschen haben vor der ungewissen Zukunft Angst.

Anforderung: So fühlen sich der Bürgermeister, die Verwaltung und der Rat aufgefordert, etwas zu unternehmen. Bereits im Jahr 2005 erfolgte eine Information und Qualifikation für interessierte Menschen und Gruppen durch die Verwaltung der Stadt zum Thema "Zuwanderungs- und Integrationspolitik". Man begreift, dass alle menschlichen Handlungsfelder dazugehören wie Kultur, Sprache, Arbeit, Schule, Jugend und das dieses Handeln sich auch in der Stadtteilentwicklung und Stadtteilplanung niederschlagen muss. Basis ist eine Anerkennungskultur, die die Verschiedenheit in Ansichten akzeptiert und dennoch zum gemeinsamen Handeln mit den Migranten führt.

Organisationsstruktur:
An der Spitze der Struktur ist der Rat genannt. Das ist deshalb notwendig, weil in Deutschland der §41 der Gemeindeordnung gilt: "Der Rat der Gemeinde ist für alle Angelegenheiten der Gemeindeverwaltung zuständig".
Träger des Integrationskonzeptes sind verschiedene Gruppen wie Politik, Verwaltung, Kirchen, Verbände, Stiftungen, Vereine, Migrantenselbst-organisationen, Unternehmen, Soziale Dienstleistungsunternehmen.

An der Spitze der Lenkungsgruppe steht der Bürgermeister selber. Er lebt aus und mit dem Wort des Philosophen Adorno: "Eine partizipative Gesellschaft ist eine, in der man ohne Angst verschieden sein kann und mitwirken kann".
In dieser Lenkungsgruppe wirken mit: einzelne Politiker, der Integrationsrat, Vertreter aus dem "Haus der Kulturen", der "Migrantenselbstorganisationen", aus den Fachbereichen der Verwaltung und aus der Hertener Bürgerstiftung.
Die Lenkungsgruppe gibt Vorgaben an das Integrationsbüro. Dieses Büro ist als Stabsstelle dem Bürgermeister direkt unterstellt; gleichzeitig aber auch die Geschäftsstelle des Integrationsrates. Von diesem Büro aus werden die Arbeiten an die Gruppen verteilt bzw. koordiniert. Die wichtigste Gruppe ist die der Integrationshelferinnen, die in den verschiedensten Kulturen ihre Heimat haben.

Diagramm Organisationsstruktur

Bei den Integrationshelferinnen ragen z.Zt. heraus eine Türkin und eine Russlanddeutsche. Sie alle setzen sich ein bei ihren Leuten, gewinnen neue Helferinnen dazu und organisieren. Sie sind die Verbindung zwischen der Verwaltung und den Betroffenen. Diese Frauen besonders machen mit ihrem Leben deutlich, dass ohne den Menschen und ihrem Einsatz nichts passiert.

Integrationshelferinnen

Aufgaben und Handlungsfelder zum Thema Integration sind: Sprachförderung, Bildung/Erziehung, Ausbildung/Arbeit, Soziale Arbeit, Wohnen/Quartiermanagement, Gesellschaftliche Integration/interreligiöser Dialog. Der Weg ist eine gelungene Kommunikation.

Kurzfristiges Ziel: Über die Organisationsstruktur und die besondere Einstellung des Bürgermeisters wird deutlich, dass es darum geht, Brücken zu bauen, Brücken zwischen den Migranten und von der Aufnahmegesellschaft zu den Migranten. Wenn die Menschen sich aufeinander zu bewegen, wenn sie eine Anerkennungskultur pflegen, wenn sie miteinander reden über eigene Bedürfnisse und das Fremde, wenn sie miteinander aktiv leben, dann finden sie auch Lösungen.
Das langfristige Ziel lässt sich aus dem Leitbild erkennen:
"Die Hertener Integrationspolitik erkennt die Potentiale der hier lebenden Zuwanderer an und fördert einen partnerschaftlichen Beteiligungsprozess mit gegenseitigem Respekt und der Akzeptanz aller Bevölkerungsgruppen."

Zum Schluss möchte ich das bereits zitierte Leitbild von Theodor W. Adorno wiederholen, demzufolge eine partizipative Gesellschaft eine sei, in der man "ohne Angst verschieden" sein und mitwirken könne.

Blick in den Saal

(Fotos: privat)
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